Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Tobias Pfandzelter, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Skalierbare Softwaresysteme an der Technischen Universität Berlin. Konkret forsche und lehre ich zu den Themen Serverless und Edge Computing mit einem Fokus auf Satellitennetzwerke.
Was ist der Inhalt Deines IT-Projektes und wie könnte es zukünftig angewendet werden?
Auch wenn wir es vielleicht nicht merken, benutzen die meisten von uns tagtäglich Cloud Computing: Viele Webseiten und Apps laufen auf den großen Clouds wie Amazon Web Services oder Microsoft Azure. Diese „Clouds“ sind eigentlich nur Datenzentren, die in Europa, den USA, oder Asien stehen und tausende Computer beherbergen, auf denen die Software läuft, die wir jeden Tag benutzen. Das Problem dabei: Endanwender*innen, die nicht gerade in den reichen Regionen wie der EU oder an der West- und Ostküste der USA leben, können nur mit starker Verzögerung auf Cloud-Dienste zugreifen, da die Signale große Distanzen überwinden müssen.
Wir erforschen deshalb, ob und wie man solche Cloud-Dienste mithilfe von Satelliten-Netzwerken global verfügbar machen könnte. Das Starlink-Netzwerk zum Beispiel umfasst heute schon mehr als 4.000 Satelliten, die weltweiten Internetzugang ermöglichen, sogar auf Inseln oder Schiffen. Hier bietet sich das sogenannte „Edge Computing“ an, bei dem Rechen-Ressourcen innerhalb des Netzwerks, also auf den Satelliten selbst, an Serviceanbieter*innen vermietet werden. Hinzu kommt ein Fokus auf „Serverless Computing“, ein Programmierparadigma mit hoher Abstraktionsebene, das besonders im Edge Computing Anwendung finden könnte.
Unser Projekt im Software Campus trägt deshalb den langen Titel „Software-Plattform für satelliten-basiertes serverless Edge und in-Network Computing in Entlegenen Regionen,“ kurz: SPENCER.
Seit wann bist Du beim Software Campus und was versprichst Du Dir vom Software Campus?
Ich bin seit April 2024 im Software Campus und mein Projekt wird für ein Jahr laufen. Besonders interessant finde ich, endlich ein eigenes Forschungsprojekt leiten zu dürfen. Die Arbeit mit meinen studentischen Mitarbeiter*innen finde ich spannend, weil alle unterschiedliche Vorkenntnisse, Erfahrungen und Motivation mitbringen. Dank der Führungskräftetrainings im Software Campus habe ich auch die richtigen Werkzeuge an der Hand, mein Forschungsteam zu leiten.
Welche App/technische Erfindung ist für Dich unverzichtbar?
Für mich sind globale Navigationssatellitensysteme (GNSS) wie GPS oder Galileo immer noch wie Magie. Ich kann mir kaum vorstellen, wie Schiff- oder Luftfahrt früher möglich war, ohne dass ein Computer sofort berechnen konnte, an welchen genauen Koordinaten man sich befindet. Ich komme zwar auch mit einer Karte aus Papier einigermaßen gut klar, aber wie genau mein Mobiltelefon mir an jedem Ort der Welt sagen kann, wo ich mich befinde, finde ich jedes Mal wieder beeindruckend. Gleichzeitig finde ich es auch ein schönes Beispiel dafür, wie selbstverständlich wir Weltraum- und Satellitentechnologie heute schon finden.
Hat Dich eine Persönlichkeit aus der Informatik oder dem Management besonders beeindruckt?
Hier muss ich natürlich jemanden wie Margaret Hamilton nennen, die nicht nur für die On-Board-Flugsoftware der Apollo-Mondmissionen verantwortlich war, sondern nebenbei auch noch die ganze Disziplin des „Software Engineering“ mitbegründet hat.
Ausgangssprache dieses Interviews: Deutsch