Stefan Röhrl

Wer bist Du und was machst Du? Wer sind Deine Partner?
Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Datenverarbeitung der Technischen Universität München. Mein Interessengebiet erstreckt sich von der Analyse holographischer Zelldaten, über biomedizinische Benutzeroberflächen bis hin zur künstlichen Kreativität. Meine Partner sind der Heinz Nixdorf Lehrstuhl für Biomedizinische Elektronik und die Merck KGaA. Zusammen lösen wir Probleme des maschinellen Lernens im rauen und unvorhersehbaren Umfeld der Biologie und Medizin.

Seit wann bist Du beim Software Campus und warum bist Du im Programm?
Begonnen habe ich 2019 im Software Campus mit meinem Team den Grundstein für eine moderne und interaktive Plattform zu legen, die es Forschern und Ingenieuren aus verschiedensten Disziplinen erlaubt, neueste Lernalgorithmen auf unbekannte biologische Daten anzuwenden.

Was versprichst Du Dir vom Software Campus?
An meinem Projekt reizen mich die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Fachdisziplinen, der gesellschaftliche Nutzen und der Einsatz neuester Methoden im Bereich der Computerwissenschaften. Zugleich stellen diese Aspekte große Herausforderungen dar, für die ich mit den Trainings und Workshops besser gewappnet bin. Die Förderung durch den Software Campus verleiht meiner Promotion größere Tiefe, breiteren Kontext und neue Möglichkeiten, die ich ohne nicht erreichen könnte.

Was ist der Inhalt Deines IT-Projektes und wie könnte es zukünftig angewendet werden?
Mein Ziel ist, ein Software-Framework zu kreieren, welches mit einer ergonomischen Benutzeroberfläche ausgestattet ist, die als Lingua franca zwischen den beteiligten Ärzten, Biologen, Patienten und Ingenieuren dient. Mein Team und ich schaffen damit eine Basis für den gemeinsamen Datenaustausch, die Datenhaltung und die Visualisierung. Erklärbare Algorithmen des maschinellen Lernens werden die Interpretierbarkeit und die robuste Erkennung von zellulären Merkmalen in den markierungsfreien holographischen Bildern sicherstellen. Durch eine benutzerzentrierte Auswahl und das Design der Werkzeuge wird die notwendige Transparenz und Intuitivität gewährleistet. Dabei bietet die Plattform genügend Flexibilität, um neueste Erkenntnisse aus den Bereichen maschinelles Lernen und Computer Vision fortwährend zu integrieren. Die kooperative Entwicklungsstrategie verbessert die Akzeptanz und das Vertrauen der Benutzer in die gefundenen Lösungen. Zukünftig vereinfachen unsere Werkzeuge den Gewinn datengestützter Erkenntnisse zum Krankheitsverlauf sowie zum Therapieansprechen und ermöglichen so die Entwicklung einer zukunfts- und patientenorientierten präventiven Diagnostik.
Klick hier für mehr Informationen zu Stefans Projekt Cellface.

Verbinden Dich lustige oder aufregende Erinnerungen mit der Informatik? Was fasziniert Dich an der Informatik?
Das erste aufregende Erlebnis in der Informatik hatte ich, als ich mit meinem besten Freund während der Schulzeit angefangen habe, eine Wirtschaftssimulation zu entwickeln. Wir brachten uns selbstständig PHP, SQL und JavaScript bei, was ich ohne ihn jedoch nie geschafft hätte, da die schulische Ausbildung zu viel Zeit in Anspruch genommen hat. Leider ist das Spiel nie fertig geworden, aber in unseren Köpfen wird es immer perfekt sein.
Allgemein fasziniert mich die Vorstellung, dass man nur die richtigen Buchstaben in der passenden Reihenfolge auf der Tastatur drücken müsste und alles auf der Welt erreichen könnte.

Welche App/technische Erfindung ist für Dich unverzichtbar?
Der Terminkalender mit Push Benachrichtigung ist zu einem essentiellen Bestandteil meines Arbeitslebens geworden. Ohne diesen würde ich ständig Meetings und Studierende vergessen, die dann vor meiner Bürotür warten müssten. Wenn ich in ein technisches Problem vertieft bin, vergesse ich gerne die Zeit und arbeite für den Moment.

Hat Dich eine Persönlichkeit aus der Informatik oder dem Management besonders beeindruckt?
In meinem Leben habe ich drei Persönlichkeiten kennengelernt, welche mein Bild der Informatik und des Managements nachhaltig beeinflusst haben. Mein aktueller Chef Prof. Dr. Klaus Diepold zeigt mir und meinen Kollegen täglich aufs Neue, wie sich Fachwissen, Führungskraft und Menschlichkeit vereinen können. Zudem habe ich bei den Gründern Dr. Rainer Stetter (ITQ GmbH) und Michael Englert (ITK Engineering GmbH) gelernt, wie man durch herzliche und direkte Art Geschäfte führen kann und damit seine Mitarbeiter unglaublich motiviert.

Gibt es für Dich „die“ Eigenschaft, die ein/e Top-ManagerIn Deiner Meinung nach heute mitbringen muss, um erfolgreich zu sein?
Respekt für alle Mitarbeiter, egal auf welchem Level.

Was war die größte Herausforderung, der Du Dich bisher in deiner IT-Karriere stellen musstest?
Zur Zeit stelle ich mich der Herausforderung, falsche Vorstellungen davon zu beseitigen, was Computer leisten können und was nicht. Zudem ist es nicht immer einfach die Forschungsinteressen eines Data Scientists im interdisziplinären Umfeld zu kommunizieren. Oft werden IT-Infrastruktur und IT-Tools als gegeben angesehen und nicht als Entwicklungsgegenstand geschweige denn als wissenschaftliche Disziplin.

Stell Dir vor: Internet breakdown für 1 Monat – was machst Du?
Endlich Urlaub.

Wofür schlägt Dein Herz ­– neben Job und Software Campus?
Für meine Freundin und meine Familie, ohne die ich nicht da wäre, wo ich jetzt bin.