Wer bist Du und was machst Du? Wer sind Deine Partner?
Mein Name ist Oliver Bleisinger. Ich bin Ingenieur für Fahrzeugtechnik mit einem ausgeprägten IT-Hintergrund, arbeite am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (Fraunhofer IESE) in Kaiserslautern und bin dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter und zugleich Geschäftsfeldmanager tätig. Ich treibe Themen im Bereich der KI-basierten Simulation mittels IT-Werkzeugen und Methoden zur virtuellen Entwicklung und Absicherung autonomer Fahrfunktionen voran. Mein Industriepartner ist die IAV GmbH am Standort Chemnitz. Ein Fokus meines Mentors bei der IAV liegt im Bereich der Regelungstechnik für Autonomes Fahren.
Seit wann bist Du beim Software Campus und warum bist Du im Programm?
Ich bin seit September 2020 dabei. Beworben habe ich mich mit der Motivation, einen konkreten Anwendungsfall für mein Promotionsthema im Automotive-Bereich zu finden und damit eine Evaluation meiner Ergebnisse in der industriellen Anwendung zu bekommen. Weiterhin bin ich sehr daran interessiert, aus Sicht der Industrie etwas über Projektmanagement und Führung zu lernen.
Was ist der Inhalt Deines IT-Projektes und wie könnte es zukünftig angewendet werden?
Im besten Falle, also bei gutem Erfolg des SWC-Projekts sowie weiterführender Aktivitäten, wäre eine seriennahe Anwendung meiner Ergebnisse möglich. Dies würde einen Beitrag zum Gelingen des Autonomen Fahrens leisten. Konkret heißt das, meine wissenschaftlichen Erkenntnisse könnten die virtuelle Entwicklung und Evaluierung fortgeschrittener Regler für Autonomes Fahren mittels Methoden und IT-Werkzeugen beschleunigen. Eine Herausforderung des Autonomen Fahrens liegt nämlich auch in der Automatisierung der Steuerung und Regelung des Fahrzeugs, beispielsweise beim Lenken.
Hat Dich eine Persönlichkeit aus der Informatik oder dem Management besonders beeindruckt?
Es klingt vielleicht wie dahergesagt, aber am meisten hat mich mein Mentor und Doktorvater, Prof. Martin Eigner, seit den ersten Studiensemestern inspiriert. Seine Karriere begann als einfacher Werkzeugmacher, ging über das Maschinenbaustudium bis zur Promotion in der Informatik sowie einer anschließenden Firmengründung. Aus seiner anfangs kleinen Firma wurde schnell eine mittelständische Firma mit 200-300 Mitarbeitenden, die seine ursprünglichen Forschungsergebnisse in die Praxis umsetzten. Mit seiner Firma und seinen Managementfähigkeiten hat er einen kompletten Wirtschaftszweig von IT-Systemen beeinflusst. Beeindruckend daran finde ich, dass er dies alles selbstständig und ausgehend von seiner Ausbildung als einfacher Werkzeugmacher geschafft hat, was mir gezeigt hat, dass man mit Ehrgeiz und innovativen Ideen viel bewegen kann.
Gibt es für Dich „die“ Eigenschaft, die ein/e Top-ManagerIn Deiner Meinung nach heute mitbringen muss, um erfolgreich zu sein?
Definitiv. ManagerInnen sollten – zumindest für ihr Arbeitsumfeld – möglichst nahbar und ansprechbar bleiben. Meine These: ManagerInnen, die nahbar sowie vertrauensvoll und verbindlich sind, werden stärker von ihren Mitarbeitenden unterstützt, indem diese eine andere Fehlerkultur pflegen – Fehler werden aufgezeigt und als Chance für Verbesserungspotential in der Zukunft gesehen. Es geht bei einer solchen Fehlerkultur nicht um Schuld, sondern um die Lehren, die man aus diesen Fehlern ziehen kann und die dann zu Fortschritt führen. Aus meiner Sicht ist eine Bedingung hierfür, dass ManagerInnen Vertrauenspersonen sind, um frühzeitig Lösungswege aufzeigen oder Unterstützung bieten zu können. In der heutigen Zeit sollten ManagerInnen auch Dienstleister, Sprachrohr und Mentor ihrer Mitarbeitenden sein, ohne ihre disziplinarische Verantwortung zu vernachlässigen.
Was war die größte Herausforderung, der Du Dich bisher in deiner IT-Karriere stellen musstest?
Dies war tatsächlich keine technische Herausforderung. Meine größte Herausforderung in IT-Projekten lag darin, verschiedene Menschen inklusive meiner Vorgesetzten von meinen Ideen zu überzeugen und sie dafür zu begeistern. Für das Gelingen eines Projekts ist es erforderlich, die notwendigen Ressourcen (monetär und personell) zu besitzen. Gerade in der IT ergibt sich hierbei die Schwierigkeit, dass Demonstratoren/Prototypen meist gar nicht oder nur virtuell als Code oder IT-Werkzeug verfügbar sind, so dass die eigene Überzeugungskraft ein wesentlicher Faktor für das Einwerben von Ressourcen wird. Zusätzlich kommt ein gewisser Fachkräftemangel hinzu, der die personellen Ressourcen nochmal verknappt. Als Berufseinsteiger habe ich in den ersten drei Monaten das Vertrauen meiner Vorgesetzten sowie Industriepartner gewinnen müssen, um erfolgreich ein IT-Projekt an den Start bringen zu können.
Wofür schlägt Dein Herz – neben Job und Software Campus?
Mir gefällt es allgemein, Menschen zu begeistern, egal ob beim Job oder privat – entweder durch technische Lösungen, inspirierende Diskussionen oder innovative Ideen. In meiner Freizeit interessiere ich mich für Innovationen der Computer-Hardware und mag es, mir Strategien in Multiplayer-Onlinegames zu überlegen. Zudem probiere ich mich gerne durch die Küchen anderer Länder.