Haralampos Gavriilidis

Wer bist Du und was machst Du?

Ich bin Haralampos (Hari) Gavriilidis und stehe kurz vor meinem Promotionabschluss im Bereich Datenmanagementsysteme am BIFOLD Institut und der Technischen Universität Berlin. In meiner Forschung konzentriere ich mich darauf, die Integration verschiedener Datenmanagementsysteme zu verbessern, um sie effizienter, skalierbarer und leistungsfähiger für größere und komplexere Aufgaben zu gestalten.

Teil des Software Campus zu sein, ist äußerst wertvoll für mich – es bietet mir die Freiheit, neue Ideen zu erforschen, ein kleines Team aus Nachwuchstalenten zu finanzieren und zusammen mit einem Industriepartner den realen Impact meiner Arbeit zu validieren. Auch die Soft-Skill-Workshops haben mir persönlich viel gebracht und mir neue Perspektiven eröffnet, an die ich vorher nicht einmal gedacht hatte.

Was ist der Inhalt Deines IT-Projektes und wie könnte es zukünftig angewendet werden?

KI mag der Star unter den modernen Technologien sein, aber ihr volles Potenzial kann ohne effizientes Datenmanagement nicht ausgeschöpft werden. Heutzutage sind Daten über verschiedene Systeme verstreut, was die Integration langsam, teuer und ineffizient macht. Mein Projekt, PolyDB, schafft hier Abhilfe, indem es eine nahtlose Datenintegration ermöglicht, sodass Informationssysteme Daten schnell abrufen, transferieren und analysieren können – ohne dabei unnötige Ressourcen zu verschwenden.

Der von uns entwickelte Ansatz für eine dezentrale Anfrageausführung ermöglicht eine Zusammenarbeit zwischen Datenbanksystemen, ohne dabei unnötige Daten zu transferieren. Außerdem haben wir ein adaptives Datentransfer-Framework entworfen, das den Transfer von Daten zwischen verschiedenen Umgebungen – sei es zwischen Cloud-Servern, Unternehmensdatenbanken oder lokalen Geräten – optimiert.

In der medizinischen Forschung können beispielsweise Krankenhäuser Patient*innendaten über verschiedene Standorte hinweg analysieren, ohne sensible Informationen zentralisieren zu müssen. Ebenso kann ein globales Unternehmen Daten synchronisieren, ohne Netzwerke und Rechenkapazitäten zu überlasten. Und während wir viel über Big Data sprechen, sind Excel-Tabellen immer noch überall. Deshalb haben wir einen effizienten Ansatz für deren Integration entwickelt – denn mal ehrlich, Excel-Tabellen werden so schnell nicht verschwinden.

Weitere Informationen zu unserer Forschung und den Tools sind auf unserer Website zu finden: http://polydbms.org.

Was genau hat dich dazu bewegt, in der Informatik Fuß zu fassen?

Als ich jung war, kaufte meine Tante mir einen Computer – doch zu meinem Pech (oder Glück) hatte er technische Probleme. Da ich den Händler nicht überzeugen konnte, ihn umzutauschen, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn selbst zu reparieren. Das erweckte meine Neugier dafür auf, wie Computer funktionieren, und führte mich schließlich dahin, wo ich heute bin: zu einer Promotion im Bereich Datenmanagementsysteme.

Ich begann mit der Entwicklung von Apps und Websites, erkannte aber schnell, dass mein wahres Interesse an den Systemen liegt, die Daten verwalten. Dateninfrastrukturen sind die Basis moderner Anwendungen, und die Herausforderungen an der Schnittstelle von verteilten Systemen, Compilern, Algorithmen und Datenstrukturen haben mich von Anfang an fasziniert.

Ein entscheidender Grund, warum ich meinen Weg bis zur Promotion fortgesetzt habe, sind die Mentoren, die mich über die Jahre begleitet haben. Ihre Unterstützung und ihre Inspiration haben mich immer wieder motiviert, weiterzumachen und über mich hinauszuwachsen.

Hat Dich eine Persönlichkeit aus der Informatik oder dem Management besonders beeindruckt?

Ich bin ein Datenbankmensch, also bin ich vielleicht etwas voreingenommen, aber Edgar F. Codds relationales Modell beeindruckt mich besonders. Seine Idee, Daten in Tabellen mit Beziehungen zu organisieren, hat das Datenmanagement revolutioniert und ist bis heute ein zentraler Bestandteil moderner Systeme. Dass Chamberlins SQL-Implementierung diese Theorie in etwas verwandelt hat, das fast jede Datenbank antreibt, zeigt die nachhaltige Wirkung dieses Konzepts.

Was mich besonders fasziniert, ist die anhaltende Relevanz des relationalen Modells – selbst in einer Zeit, in der die Tech-Welt ständig nach modernen Alternativen sucht. Codds relationales Modell beweist, dass gute Ideen nicht einfach verschwinden – sie passen sich an und bleiben bestehen.

Wofür schlägt Dein Herz – neben Job und Software Campus?

Meine größte Leidenschaft außerhalb der Arbeit ist mit meiner 90er Honda Africa Twin herumzudüsen. Meine Mutter ist davon nicht gerade begeistert, und mein Mechaniker beschwert sich regelmäßig über das Alter, aber das Gefühl, mit meinem Motorrad über endlose Straßen zu gleiten, ist einfach unbeschreiblich – nichts gibt mir ein größeres Gefühl von Freiheit.

Wann immer es meine Zeit erlaubt, trainiere ich Brazilian Jiu-Jitsu. BJJ wird oft missverstanden – viele verbinden es nur mit Kampf und Aggression, dabei ist es eine hochpräzise, sanfte Kunst, die Kraft, Beweglichkeit und strategisches Denken fördert.

Außerdem spiele ich Saxophon, auch wenn meine Nachbarn es vermutlich lieber hätten, dass ich beim Programmieren bleibe! Es ist für mich eine großartige Möglichkeit, abzuschalten und etwas Kreativität auszuleben, wenn ich eine Pause von der Arbeit brauche.

Wenn du alle Menschen mit einem Satz erreichen könntest, was würdest du der Welt sagen?

Die spannendsten Durchbrüche entstehen, wenn neugierige Menschen mit vielseitigen Fähigkeiten und Blickwinkeln zusammenkommen – lasst uns das häufiger tun.

 

Ausgangssprache dieses Interviews: Deutsch & Englisch