Anja Exler

Wer bist Du und was machst Du? Wer sind Deine Partner?

„Hello World“, mein Name ist Anja Exler (geb. Bachmann). Ich bin seit ca. zwei Jahren Doktorandin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und kooperiere im Software Campus mit der SAP SE.

Seit wann bist Du beim Software Campus und warum bist Du im Programm?

Ich habe mein Software Campus-Projekt offiziell am 01.03.2014 gestartet. Das Programm ist, wie ich finde, besonders reizvoll durch die Möglichkeiten, die es uns Teilnehmern bietet. Wir haben die Chance, eine Forschungsidee mit Unterstützung eines Industriepartners umzusetzen, leiten ein eigenes Team an und werden geschult, um IT-Führungskraft zu werden. Ich habe noch kein anderes Programm kennengelernt, in dem man derart gefördert wird und zudem einen so guten Einblick in die Industrie erhält.

Was versprichst Du Dir vom Software Campus?

Schon von klein auf hat es mich fasziniert, Gruppen zu leiten. Sei es als Klassensprecherin zu Schulzeiten, als Teamer in Ferienfreizeiten oder als Vorstandmitglied in der Studierendenvertretung. Aber auch die direkte Arbeit mit Menschen macht mir Spaß, vor allem Mentoring und Tutoring. Im Software Campus möchte ich meine Führungskompetenzen weiter ausbauen und mir den Weg zur Führungskraft ebnen. Vom Software Campus erhoffe ich mir, dass er meine Kompetenzen weiter schult und mir interessante Kontakte vermittelt. Außerdem erhoffe ich mir einen Einblick in die Abläufe in der Industrie und möchte gern erfahren, wie Projekte dort durchgeführt werden und welche Anforderungen an eine Führungskraft in diesem Gebiet gestellt werden.

Wohin genau mich dieser Weg führen wird, ist noch nicht so klar absehbar. Sowohl die Tätigkeit als Ableitungs-, Bereichs- oder Projektleiter in der Industrie als auch eine akademische Führungsposition in Form einer Professur erscheinen attraktiv. Aber wer sagt, dass sich das nicht vielleicht sogar verbinden lässt? Eines ist jedoch klar: Durch den Software Campus werden mir sehr viele Möglichkeiten eröffnet.

Was ist der Inhalt Deines IT-Projektes und wie könnte es zukünftig angewendet werden?

Mein IT-Projekt beschäftigt sich grundlegend mit der Erkennung physischer Aktivitäten eines Nutzers und der Kontexte, in denen er sich befindet. Das Ganze möchte ich mittels Smartphones umsetzen. Der Vorteil hierbei ist, dass heutzutage ohnehin nahezu jeder ein Smartphone mit sich führt. Man braucht keine zusätzlichen Geräte, es ist kein großer Eingriff ins alltägliche Leben, es schränkt nicht weiter ein. Außerdem besitzen die kleinen, mobilen Begleiter sehr viele interessante Sensoren und Datenquellen, die uns Informationen liefern. Aus diesen Daten kann womöglich auch ein Tagesablauf modelliert und häufige Verhaltensmuster identifiziert werden. Denkbar ist auch, dass man Daten von mehreren Nutzern zentral verwaltet und noch untersucht, ob es allgemeingültige, häufige Muster unter allen Nutzern gibt oder ob bestimmte Muster nur für Individuen markant sind. All dieses Wissen, das durch das im Projekt zu entwickelnde System erfasst wird, kann dann genutzt werden, um den Benutzer im Alltag zu unterstützen.

Realweltliche, zukünftige Anwendungen von Kontexterkennung sind z.B. sogenannte kontextsensitive oder kontextadaptive Systeme. Beispielsweise kann das Smartphone bei Erkennen der Aktivität „Joggen“ das Design des Musikspielers anpassen und relevante Knöpfe wie „Play/Stop“ oder „Vor/Zurück“ vergrößert darstellen und andere Knöpfe ausblenden. Denkbar ist auch, dass eine solche Erkennung genutzt wird, um Anomalien im Verhalten des Nutzers zu erkennen oder den plötzlicher Sturz eines älteren Menschen, in Reaktion dessen dann ein Notruf abgesendet werden kann.

Im Rahmen des Software Campus liegt der Fokus jedoch auf dem Einsatz in der Industrie. Beispiel hierfür wäre das automatische Herunterladen von Kundendaten und Vertragsunterlagen vom Firmenserver bei Erkennung der Abreise zu einem externen Beratungsgespräch. Denkbar ist auch die Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz durch automatisches Erkennen von Arbeitsabläufen und der Überprüfung der Einhaltung verschiedener Sicherheitsaspekte.

Was fasziniert Dich an der Informatik?

Ihre Vielfalt! Fragt man 100 Informatiker nach ihrer Tätigkeit, könnte man 100 verschiedene Antworten erhalten. Es gibt einfach unglaublich viele Ausprägungen der Informatik, z.B Bildverarbeitung, Datenanalyse, Sensorik, Netzwerktechnik, Ingenieursinformatik, Medizinische Informatik, Bioinformatik oder Mensch-Maschine-Interaktion, um nur mal einige zu nennen. Informatik ist etwas, das in vielen Bereichen des täglichen Lebens Anwendung findet; und heutzutage auch kaum mehr aus dem Leben wegzudenken ist.

Meine Faszination begann, als ich erst fünf Jahre alt war. Ich gesellte mich zu meinem Opa, als er gerade an seinem guten alten Windows 3.1-PC saß. Das war mein erster Kontakt mit der Welt der Informatik. Meine Augen strahlten und ich verkündete sofort: „Ich mache später mal was mit Computern!“ Diese Faszination hielt sich, steigerte sich sogar von Jahr zu Jahr und mit zunehmendem Wissen über diesen Fachbereich; und mit zunehmender Erkenntnis, dass Informatik mehr ist als nur „was mit Computern“ 🙂

Was hat dir beim Software Campus bisher am besten gefallen?

Am besten haben mir die Seminare gefallen. Auf der einen Seite gibt es den fachlichen und methodischen Aspekt. Man verbessert seine Kenntnisse und Schlüsselkompetenzen und erweitert seinen Wissenshorizont. Auf der anderen Seite steht der soziale Aspekt. Man lernt andere Forscher und auch Industriepartner kennen und baut sich ein eigenes Netzwerk aus Kontakten auf. Beste Voraussetzungen für eine IT-Führungskraft von morgen.

Welche Skills muss ein Top-Manager deiner Meinung nach heute mitbringen, um erfolgreich zu sein?

Ein Top-Manager sollte meiner Meinung nach zielstrebig, organisiert, flexibel und empathisch sein. Er sollte sich jederzeit darüber im Klaren sein, was das Ziel ist. Er sollte Aufgaben klar strukturieren und verteilen und den Überblick darüber behalten. Er sollte flexibel auf Probleme reagieren können. Zudem sollte er sich verständlich ausdrücken und Inhalte klar kommunizieren können. Zuletzt, und das ist nicht zu vernachlässigen, sollte derjenige authentisch sein.

Was war die größte Herausforderung, der du dich bisher in deiner IT-Karriere stellen musstest?

Ehrlich gesagt hat für mich das Finden eines Dissertationsthemas die größte Herausforderung dargestellt.  Das liegt einerseits daran, dass es sehr viele interessante Forschungszweige in der Informatik gibt und es doch schwer fällt, sich für einen konkreten Weg zu entscheiden. Andererseits sollte das Thema aber auch etwas sein, dass „neu“ ist, in den Rahmen einer Dissertation passt und einem selbst Spaß macht. Das sind durchaus viele Einflussfaktoren.

Wofür schlägt dein Herz – neben Job und Software Campus?

Wenn ich nicht gerade am KIT oder im Rahmen des Software Campus‘ unterwegs bin, trainiere ich gern meine Fremdsprachenkenntnisse. Das umfasst einerseits das Filmschauen in Englisch, Lesen in Französisch und das tägliche Blättern im spanischsprachigen Tischkalender. Andererseits lerne ich seit nunmehr anderthalb Jahren Japanisch, um auch mal über den Tellerrand der romanischen Sprachen zu schauen. Fremdsprachen haben mich schon immer begeistert und ich genieße es, meine Sprachkenntnisse weiter auszubauen. Sprachen vernetzten Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen. Ich freue mich immer, wenn ich Menschen treffe, mit denen ich mich in anderen Sprachen unterhalten kann. Das kostet zwar immer etwas Überwindung, ist aber auch eine tolle Erfahrung und ein gutes Training!

Hast du ein Idol – falls ja, wer ist es?

Ich persönlich habe nicht „das eine“ Idol, sondern mehrere Menschen, bei denen ich persönliche Charakteristika bewundere. Zu Schulzeiten hat mich Sherlock Holmes mit seinem logischen Denkvermögen sehr beeindruckt und geprägt. Während des Studiums hat mich mein Prof.-Mentor stark beeinflusst, indem er mir viele hilfreiche Tipps mit auf den Weg gegeben hat und mir Mut gemacht hat, auch mal etwas zu wagen und an mich zu glauben. Aber auch meine beste Freundin beflügelt mich: durch ihre Zielstrebigkeit, Freundlichkeit und Verlässlichkeit. Nicht zu vergessen ist auch meine Oma, welche mich gelehrt hat, das Leben zu genießen 🙂

Ich finde es wichtig, dass man nicht nur einem Idol oder Helden hinterher jagt, sondern die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und sich seine eigenen Ziele und Werte ableitet und definiert.