Name des Teilnehmers: Dr.-Ing. Sebastian Göndör
Description of the IT-research project:
Online Social Networks (OSN) sind zu einem integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden. Wir artikulieren unsere Meinung, erstellen und sammeln Bilder und Videos, teilen Inhalte und Informationen mit unseren Freunden und Kollegen, kommunizieren und halten uns auf dem Laufenden über Geschehnisse in der Welt. Hierdurch entstehen komplexe Netzwerke, welche als allgemein als „sozialer Graph“ bezeichnet werden. Doch obwohl soziale Kommunikation inhärent ein verteiltes, dezentrales Phänomen ist, folgen die meisten OSN Dienste in einer zentralistischen und monolithischen Konzeption, welche alles Wissen und alle Macht einer einzigen Organisation überlässt. Dabei werden alle Inhalte zwingend auf der Plattform des Betreibers gespeichert und gehen somit in dessen Besitz über. Geschäftsmodelle der führenden OSN-Plattformen wie Facebook oder Google+ bestehen darin, diese Informationen auszuwerten und dem Nutzer gezielt personalisierte Werbeanzeigen einzublenden. Da hierdurch der wirtschaftliche Erfolg der Plattform direkt von der Anzahl der aktiven Nutzer abhängig ist, versuchen die Betreiber, ihre Benutzer an die eigene Plattform zu binden. Dieser durch proprietäre Schnittstellen und Protokolle bewusst geschaffene Lock-in Effekt verhindert eine freie Wahl der OSN-Plattform für den Endnutzer, da eine nahtlose Kommunikation zwischen konkurrierenden Produkten offensichtlich unerwünscht ist.
Dies läuft der Idee des sozialen Webs zuwider, da proprietäre und isolierte Plattformen Nutzer daran hindern, selbstbestimmt eine Netzwerkplattform zu wählen oder die Kontrolle über ihre Daten zu behalten. Um das Problem zu beheben, wurden bereits alternative Architekturen für OSN Plattformen entworfen, durch welche Kontrolle und Daten auf mehrere unabhängige Dienstplattformen verteilt wird. Allerdings hindern die impliziten Netzwerkeffekte großer Netzwerke Nutzer daran, in signifikanter Anzahl zu alternativen Angeboten zu migrieren. Darüber hinaus existieren keine Protokolle, welche ganzheitliche und nahtlose Interoperabilität und darüber hinaus Datenportabilität in OSN Diensten ermöglichen. Im Resultat wird der heutige OSN Markt von einem einzigen Dienst dominiert welcher in der Lage war, eine signifikante Anzahl an Nutzern zu gewinnen während eine große Anzahl an konkurrierenden Diensten und alternativen Angeboten existiert, auf welche sich eine verhältnismäßig kleine Zahl an Nutzern vereint.
Im Rahmen des Forschungsprojekts SOcial Network InterConnect (SONIC) wurden Lösungen konzipiert und umgesetzt, durch welche eine offene und dezentrale Föderation verschiedener OSN-Plattformen ermöglicht wird. Eine offene Föderation von Plattformen ermöglicht es, Probleme aktueller OSN-Plattformen in den Bereichen Privatsphäre, Sicherheit und Interoperabilität zu adressieren, was durch innovative Protokolle und Algorithmen umgesetzt wird. Die vorgeschlagene Lösung ermöglicht dabei eine nahtlose Verbindung verschiedener Dienste untereinander und erlaubt es Benutzern, Betreiber und Plattform auf Wunsch zu wechseln. Im Rahmen des Projekts wurde eine prototypische Implementierung umgesetzt, welche die Möglichkeiten der entworfenen Lösung demonstriert.
Software Campus-Partner: TU Berlin, Deutsche Telekom AG
Umsetzungszeitraum:01.03.2014 – 31.07.2016