SiPrI – Situationsbedingte Privacy Interfaces

Name des Teilnehmers: Florian Gall

Beschreibung des IT-Forschungsprojekts: Die allgegenwärtige Datenerfassung und ?verarbeitung stellt Nutzer und Entwickler vor neue Herausforderungen im Kontext des Schutzes privater und personenbezogener Informationen. Vorhandene statische Kontrollmechanismen decken die komplexen und individuellen Bedürfnisse von Nutzern nur unzureichend ab und führen damit zu Kontrollverlust und Misstrauen. Um dem zu begegnen bedarf es Mensch?Maschine?Schnittstellen, die intuitiv verständliche und situationsabhängige Privatsphäre?Kontrollen umsetzen. Um diese Schnittstellen bereits bei der Entwicklung neuer Dienste zu integrieren erscheint es sinnvoll, sich Gedanken über Entwurfsmuster zu machen und die Sicht der Softwareentwickler mit einzubeziehen.

Im Projekt SiPrI sollen daher die Anforderungen der Nutzer sowie der Softwareentwickler analysiert werden, um darauf aufbauend Entwurfsmuster zu definieren, welche die Entwicklung bedienbarer und effektiver Kontrollmechanismen ermöglichen. Dabei ist das übergeordnete Ziel, den Schutz der Privatsphäre ohne eine übermäßige Einschränkung von innovativen Diensten zu ermöglichen. Hierfür sollen mögliche Entwurfsmuster für situationsabhängige Privatsphäre?Einstellungen in modernen Softwarelösungen entwickelt werden. Dabei sollen sowohl die Sicht von Softwareentwicklern als auch die Anforderungen der Nutzer nach aktuellem Stand der Forschung berücksichtigt werden.

Privatsphäre?Einstellungen sind Kontrollmöglichkeiten von Endnutzern, die sich auf die Freigabe von privaten und personenbezogenen Informationen für Dritte beziehen. Aktuelle Studien zeigen, dass sich bisherige Mechanismen, insbesondere im Bereich sozialer Netzwerke, als unzureichend herausgestellt haben. Es ist eine Diskrepanz zwischen der Absicht der Nutzer und dem tatsächlichen Verhalten der Dienste zu erkennen. Das schafft erhebliches Missbrauchspotenzial durch versehentlich geteilte, vertrauliche Daten und zerstört das Vertrauen der Konsumenten in neue Dienste und Produkte. Wird dieser Konflikt nicht aufgelöst sind negative Auswirkungen auf die Technologieakzeptanz und die Diffusion von Innovationen in der Gesellschaft zu befürchten. Um diese Kluft zwischen Intention und Realität zu schließen erscheint es sinnvoll, den Status Quo bezüglich der Nutzeranforderungen und ?probleme auf der einen Seite sowie die Sicht der Softwareentwickler auf der anderen Seite mit wissenschaftlichen Methoden zu analysieren. Die Anforderungen der Softwareentwickler spielen eine entscheidende Rolle, da sie in der Praxis über den Einsatz und die Gestaltung von Kontrollmöglichkeiten entscheiden. Potenzielle Entwurfsmuster können Softwareentwicklern helfen, dem Nutzer in Zukunft zielgerichtet Kontrollmechanismen an die Hand zu geben, die situationsabhängige Handlungsempfehlungen enthalten. So kann das intuitive Verhalten bezüglich der eigenen Privatsphäre im Alltag sinngetreu in ein digitales Zeitalter übertragen werden.

Die Einbeziehung von Kontext?Informationen hebt das Vorhaben von bestehenden Praktiken ab. Diese setzen im Moment zu großen Teilen auf statische Einstellungen, welche von den Nutzern im Vorfeld konfiguriert werden müssen, ohne direkten Bezug zur späteren Nutzung und den situativen Anforderungen. Potenzielle Entwurfsmuster sollen Entwicklern helfen, ihre Produkte innovativ zu gestalten ohne dabei die Daten und das Vertrauen ihrer Nutzer zu gefährden. Dadurch können Entwickler den Aufwand der Anforderungsanalyse erheblich reduzieren. Weiterhin sollen Kontrollmechanismen vorgeschlagen werden, die Entwicklern als Richtlinien für eigene Implementierungen dienen. Ein Teil der zu klärenden Forschungsfragen in diesem Projekt bezieht sich auf die Sicht der Softwareentwickler. So soll zunächst ermittelt werden, ob ein gemeinsames Verständnis des Begriffs Privatsphäre existiert. Weiterhin soll analysiert werden, wo Herausforderungen und Konflikte beim Schutz eben dieser gesehen werden, und welche Lösungsvorschläge gesehen werden. Weiterhin soll beantwortet werden, welche Kontext?Informationen genutzt werden können um situationsabhängige Empfehlungen zu geben. Dieser Teil der Fragestellungen soll in explorativen Leitfadeninterviews mit Entwicklern in den Niederlassungen des Projektpartners Holtzbrinck Digital GmbH beantwortet werden. Die Anforderungen der Nutzer stellen einen weiteren Block von Forschungsfragen dar. Da sich Fragestellungen bezüglich Endnutzer?Privatsphäre, insbesondere in Bezug auf soziale Netzwerke, mittlerweile in der Wissenschaft fest etabliert haben, soll hier die bestehende Literatur methodisch aufgearbeitet werden.

Insbesondere sollen die Mängel bisheriger Kontrollmechanismen analysiert und nicht erfüllte Anforderungen identifiziert werden. Um die aus den Anforderungen und Interviews entwickelten Entwurfsmuster zu testen, sollen sie abschließend prototypisch implementiert und evaluiert werden.

Software Campus-Partner: TU München, Holtzbrinck Publishing Group

Umsetzungszeitraum:01.02.2014 – 31.01.2015

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