Nachhaltigkeit beginnt beim Code

Haben Informatiker*innen Einfluss auf die langfristigen Auswirkungen ihrer Arbeit? Die Autor*innen des Karlskrona Manifesto for Sustainability Design beantworteten dies 2015 für sich ganz klar: „As software practitioners and researchers, we are part of the group of people who design the software systems that run our world. (…) Through this work we have come to understand that we need to redefine the narrative on sustainability and the role it plays in our profession. (…) As designers of software technology, we are responsible for the long-term consequences of our designs.”

Mehr als nur Umweltschutz

Auch wenn das Konzept Nachhaltigkeit oft im ersten Moment mit „grün“ assoziiert wird – grüne Energie, grüne Wasserwirtschaft, grüne Geldanlagen – hat es doch weit mehr Dimensionen. Die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zeigen, dass sich die Wirkung genauso auf den sozialen oder wirtschaftlichen Bereich erstreckt.

Um andere Perspektiven einzunehmen und zukünftige Auswirkungen eines Service, Systems oder einer Anwendung in den genannten Bereichen zu identifizieren, haben die o.g. Autor*innen das Sustainability Awareness Framework entwickelt. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf fünf Dimensionen, die die Nachhaltigkeit beeinflussen: Individuell, sozial, umweltbezogen, wirtschaftlich und technisch. Mithilfe von Fragen, Guidelines, Beispielen und einem Visualisierungsdiagramm wird der potentielle Einfluss auf die Nachhaltigkeit identifiziert und diskutiert.

Workshop für Software Campus Teilnehmer*innen

Im Online-Workshop analysierten 25 aktuell Teilnehmende sowie Alumni des Software Campus mit diesem Modell neun Anwendungen wie z.B. Twitter, Fahrspurassistenten, Spotify und Github. Alejandro Gabriel Villanueva Zacarias von der Universität Stuttgart war dabei: „Ich habe den Eindruck, nachhaltige Aspekte werden meistens an den Rand der Entwicklung neuer IT-Systeme gelegt. Wenn überhaupt, werden nur die Auswirkungen auf die Umwelt diskutiert, aber der SusAF Framework zeigt, wie komplex das Thema eigentlich ist.“

Auch Laura Seiffe vom DFKI Berlin hat eine neue Perspektive gewonnen: „Im Sustainability Workshop habe ich gelernt, dass „Nachhaltigkeit“ vielfältige Ebenen beschreibt, die einander beeinflussen können. Es ist an uns, all diese Ebenen bereits am Anfang einer Idee mitzudenken, damit eine langfristige Nachhaltigkeit wirklich erreicht werden kann.“

Die Teilnehmer*innen haben in ihren künftigen Führungspositionen Einfluss darauf, wie Forschung und Entwicklung gestaltet wird. Im Workshop wurden bereits bestehende Anwendungen und Dienste evaluiert, der nächste Schritt ist die Einbindung in die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie die Produktentwicklung. Offene Fragen wie: “Welche Aspekte werden mitgenommen, auf was kann man sie herunterbrechen und wie messbar machen?” bleiben als Stoff für weitere Arbeit an diesem Thema. ”Vor meiner Teilnahme am Workshop hatte ich eine vage Idee von Nachhaltigkeit. Nun sehe ich mich als Nachhaltigkeits-Guru und bin bereit, jeden meiner Gedanken mithilfe des SusAF-Rahmens zu hinterfragen, bevor ich ihn ausführe. Allen, denen ihre Idee wichtig ist, sollten am Workshop teilnehmen.”, empfiehlt Arya Mazaheri von der TU Darmstadt.

Über das Manifest und den Workshop

Der Workshop wurde durchgeführt von Dr. Birgit Penzenstadler, einer der Autorinnen des Karlskrona Manifestos und Entwicklerinnen des Sustainability Awareness Frameworks. Hier kann das Workbook heruntergeladen werden und hier die Ergebnisse des Workshops.

 

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